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Claudia Huboi • Okt. 04, 2023

Zappelkiste & Raketenflug
Und wieso Papier-Animationen solide Alleskönner sind

In den letzten Tagen war ich etwas hibbelig wegen diesem & jenem – und so entstand bei einem Sonnenspaziergang die Idee zu einer kleinen Zappelage. Vor einiger Zeit hatte ich die Grundidee schon einmal umgesetzt, nun bekam ich Lust, das Ganze fortzuspinnen, weiter unten seht ihr die Einzelteile und den Entstehungsprozess. 

Doch hier erst einmal die Zappelagen-Übersetzung in Wort und Schrift:*

Papier-Animationen mag ich dolle, ...
  • ... weil der lebendige, haptische Charakter unserer Werke erhalten bleibt.
  • ... weil an der Schnittstelle analog-digital eine  bunte Spielwiese wächst und gedeiht.
  • ... weil sie sehr vielfältig sind, genau wie unsere analogen Ausgangsarbeiten. Ganz gleich, ob Zeichnungen, Collagen, Stempel, Drucke, Aquarelle, rasche Skizzen, Kritzeleien, Buchstaben und so weiter.
  • ... weil sie gut Räumlichkeit vortäuschen können.
  • ... weil sie den beliebten Handmade-Effekt haben, ohne dass dieser nach Nachbearbeitung oder Fake aussieht.
  • ... weil wir mit ihnen verschiedene Animiertechniken kombinieren können.
  • ... weil sie im besten Mixed-Media-Sinne originelle Welten entstehen lassen.
  • ... weil wir mit ihnen charmante Mini-Geschichten in Papier erzählen können.
  • ... und weil sie prächtig-mächtig Spaß machen.
* Sorry, klingt ein bisschen nach Werbeblock. Und ist ehrlich gesagt auch einer, da mich nach wie vor die Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten von Papier-Animationen schwerst begeistern.
Die Ausgangsfrage war: Wie kann ich meine Freude an Papier-Animationen zeigen und gleichzeitig verschiedene Techniken, Fiktionsebenen und ein paar Grundmotive zu einer Mini-Geschichte verweben? All dies auf 30 Sekunden? Das Herzstück  ist eine kurze Stop-Motion-Sequenz, dafür setzte ich mich vor eine weiße Wand, mein Mann stellte gewichtige Fragen und fotografierte die Antworten mit dem Handy. Das Ganze hat gerade mal 7 Minuten gebraucht, nicht mehr. Heraus kamen über 200 Fotos, von denen ich 148 für die Interview-Sequenz zusammensetzte. Ganz ohne Bildbearbeitung und Pipapo: Die weiße Wand durfte grau-beige bleiben, die etwas flauen Retro-Farben gefielen mir gut, die Entscheidung gegen eine Bildbearbeitung sparte allerhand Zeit. Die meisten Bilder sind 0,1 Sekunden lang, manche habe ich etwas länger auf eine halbe oder ganze Sekunde gezogen, um der Zappelage Rhythmus und Ankerpunkte fürs Auge zu geben.

Dann folgte mein Lieblingspart: die Papierkulisse bauen, denn die Stop-Motion-Sequenz brauchte eine Heimat. Eine Werkstatt-Kiste, eine Hand und nicht zuletzt die Sprechblasen, manches ist nach dem Digitalisieren direkt in mein Logbuch gewandert. Gezeichnet habe ich mit Feder und Tusche, auf schlichtem Skizzenpapier. Die Rakete entstand ebenfalls auf Papier, während der Sternenvorhang rein digital gezeichnet ist; beides sind eine Wiederverwertung aus einer früheren Animation. Die Einzelteile und den Ton habe ich diesmal in After Effects zusammengepuzzelt, würde aber auch in RoughAnimator funktionieren. Alles in allem etwas Story-Telling in Papier. Mit Sternenstaub und Glücksrakete.

#Köln #Oktober 2023
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